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Amphibienschutz auf
Ustermer Strassen

Erdkröten-Männchen © stefan.kohl@bluewin.ch
 
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Amphibienschutz auf Ustermer Strassen (Text: Daniel Hardegger)

Noch sind die Nächte meist kühl und trocken, doch erfahrungsgemäss dauert dieser Zustand nicht mehr lange und der Frühling obsiegt gegenüber dem Winter. Wenn die Böden tauen und erste Regen fallen, dann klingelt bei Grasfrosch, Erdkröte, Molch und Co. der Wecker. Die starr im Boden verharrenden Amphibien erwachen aus ihrem Winterschlaf und machen sich im Schutze der Nacht sogleich auf den Weg in ihre angestammten Laichgebiete. Ihr Drang als Erste an den Gewässern zu sein ist riesig, so dass es oft zu Massenwanderungen inerhalb weniger Nächte kommt. Hier genau lauern die Gefahren für ganze Populationen. Nicht selten liegen Überwinterungsplatz und Laichplatz viele hundert Meter auseinander, so dass die Tiere lange Strecken zurücklegen müssen. Auf diesen Wanderungen, die gleich nach der Einbruch der Dunkelheit beginnen, müssen auch Strassen überwunden werden.

Erdkröten-Männchen, © Harald Cigler
Erdkröten-Männchen
Grasfrosch © d.hardegger@bluewin.ch
Einer der ersten Grasfrösche dieses
Jahr im Jungholz am 16.02.06
Erdkröten-Männchen © stefan.kohl@bluewin.ch
Erdkröten-Männchen
Zuerst machen sich die Männlichen Tiere auf den Weg, um dann an geeigneter, sprich übersichtlicher Stelle auf die Weibchen zu warten. Sogleich klammern sich die Männchen an den Weibchen fest und im Huckepack geht es zu den Teichen. Besonders Erdkröten bevorzugen Wege und Strassen als Warteplätze, an denen sie oft stundenlang verharren. Man kann sich leicht vorstellen, dass an einer solchen Stelle ein einziges vorbeifahrendes Fahrzeug gleich Dutzende Tiere töten kann, zumal allein der erzeugte Bodendruck eines schnell fahrenden Autos genügt, um Amphibien zu töten.
Um an einer Amphibienzugstelle ein Massaker vermeiden zu können, gibt es drei Möglichkeiten:
Es können Zäune gestellt werden, um die Tiere davon abzuhalten auf die Strasse zu gelangen. Die Amphibien wandern den Zäunen entlang und fallen in vergrabene Eimer. Ein Helferteam sammelt die Tiere jeden Abend und jeden Morgen ein und bringt sie über die Strasse.
Es können fix installierte Leitelemente und Tunnels erstellt werden, die ein ganzjähriges, gefahrenloses Unterqueren der Strasse ermöglichen. Jährlich muss die Anlage kontrolliert, gereinigt und gegebenenfalls repariert werden.
Die Strasse wird abschnittsweise für den Verkehr gesperrt.

Variante 1 ist sehr zeitintensiv und erfordert viel Engagement von den Helferinnen und Helfern, was auf Dauer kaum aufrecht erhalten werden kann. In Niederuster kommt an der Seestrasse im Bereich Jungholz ein bedeutender Amphibienlaichzug vor. Hans Stopper führte hier in den 70er Jahren erste Schutzmassnahmen durch. Von 93-98 führte die GNVU Rettungsaktionen durch, bei denen Tausende von Tieren über die Strasse getragen wurden.

Variante 2 hat gegenüber der Variante 1 den grossen Vorteil, dass die Amphibien auch auf dem Rückzug, der sich bis in den Herbst hinein ziehen kann, geschützt sind. Der grosse personelle Aufwand entfällt. Wichtig ist hierbei, dass die Anlage jedes Jahr vor dem Amphibienzug gereinigt und ggf. repartiert wird. Es ist aber zu beachten, dass gewisse topografische Bedingungen für den erfolgreichen Betrieb einer Amphibienunterführung vorhanden sein müssen. 1999 wurden im Zusammenhang mit dem Bau der Gasleitung und des Radweges in Niederuster sechs Amphibienunterführungen angelegt.
© d.hardegger@bluewin.ch
Tunneleingang in Niederuster vor
dem Reinigen, Januar 2006
© d.hardegger@bluewin.ch
Nach der Reinigung durch den Unterhaltsdienst des Kantons
© d.hardegger@bluewin.ch
Optimal funktionierender Tunnel
 

Variante 3 ist allen Varianten vorzuziehen. Der Amphibienzug ist zu 100% geschützt, auch ausserhalb eines beschränkten Zaunbereiches. Eine personelle Abhängigkeit von Freiwilligen besteht nicht. Die Kosten für die Sperrungen sind vertretbar. Nachteil: Die Rückwanderung ist nur teilweise gesichert.

Auf Gemeindegebiet Uster gibt es neben der Zugstelle zwischen Niederuster und Greifensee zwei weitere Amphibienzüge über Strassen, wo die Tiere bei ihren Wanderungen vom Verkehr bedroht sind:

Im Gebiet Türli westlich von Freudwil besteht ein Amphibienzug vom Wald über die Nänikerstrasse zu den Wassertümpeln in den Kiesgruben.
Auf der Wührestrasse kommen die Amphibien vom Bergholz und suchen die Tümpel und Weiher im Grabenriet auf.
© d.hardegger@bluewin.ch
Zugstelle Wührenstrasse
© d.hardegger@bluewin.ch
Laichgewässer im Grabenriet
© stefan.kohl@bluewin.ch
Grasfroschlaich
 

Diese beiden Strassen werden in den kommenden Wochen, wie in den Jahren zuvor, abschnittsweise für den Verkehr gesperrt.

Wann wird gesperrt?
Voraussetzung für Amphibienwanderungen sind feuchte und warme Frühlingsnächte. Es liegt darum in der Natur des Witterungsverlaufs, dass langfristige Vorhersagen über die Sperrungsdaten nicht möglich sind.
Es dürfte sich um einen Zeitraum von Ende Februar bis Ende April handeln.

Die zeitweiligen Strassensperrungen wurden in den vergangenen Jahren versuchsweise durchgeführt, um Erfahrungen zu sammeln. Aufgrund der positiven Erkenntnisse haben der Stadtrat Uster und der Gemeinderat Mönchaltorf (was die Wührestrasse betrifft) ihr Einverständnis gegeben, die Temporärsignalisationen definitiv zu bewilligen und jedes Frühjahr anzuordnen.

Die Sperrungen dauern jeweils auf der Nänikerstrasse von 18 bis 6 Uhr
und auf der Wührestrasse von 18 bis 6.30 Uhr.

© d.hardegger@bluewin.ch
Signalisatation der Strassen-
sperrung an der Wührestrasse

 

Pressebeiträge zu diesem Thema:

(348 kB) Uster-Rundschau vom 21.02.2008

(447 kB) Tages-Anzeiger vom 15.02.2008

(106 kB) Anzeiger von Uster vom 21.03.2006